Aufführung einer gefälschten Predigt
Text, Bühne, Regie: Boris Nikitin
mit Malte Scholz, Finn Nolting, Gospelchor Nürnberg, Gospelchor Veitsbronn
Dramaturgie: Sascha Kölzow
Video: Alexander Mrohs, Georg Lehndorff
Regieassistenz: Sophie Wolf
Ausstattungsassistenz: Linda Hofmann
Inspizienz: Ilka Nordhausen
Eine Produktion des Staatstheater Nürnberg.
Was im Raum bleibt, ist ein zutiefst revolutionärer Gedanke: wenn wir den Tod nicht als den Endpunkt des Lebens betrachten, sondern als eine mögliche von vielen Versionen, mit dem Leben umzugehen, dann ist auch das Leben an sich nicht mehr nur Zwang, sondern wird ganz konkret jeden Tag zu einer Möglichkeit.
Als ich 20 Jahre alt war, war ich selbst eine zeitlang in einer Klinik.
Es ging mir nicht so gut. Physisch und psychisch.
Ich musste auch eine Weile dableiben.
Und ich war dort umgeben von lauter Körpern, die so vor sich hingestöhnt haben, manche laut und manche leise.
Gestöhnt haben wir alle.
Manche hatten keine Kontrolle mehr über ihre Funktionen.
Die haben dann so auf die Bettdecke gekotzt oder auf die Matratze gepinkelt.
Und ich selbst durfte zu Beginn auch für eine Weile mein Bett nicht verlassen, was bedeutete, dass ich Unterstützung brauchte, zum Beispiel im Umgang mit meinen Exkrementen.
Was einem natürlich nicht so leicht fällt, weil sich das wie ein Kontrollverlust anfühlt.
Und es ist natürlich auch irgendwie peinlich.
Aber dann gab es irgendwann einen Moment, wo sich plötzlich in mir die Werteordnung verschob und dieser ganze Druck sich plötzlich löste und ich auf einmal dachte:
Scheiss egal! Scheiss drauf!
Das hier ein utopischer Raum! Hier sind alle krank und das ist voll ok so!
Und es ist völlig egal, wer wer ist!!