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F wie Fälschung (nach Orson Welles)

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  • Theater
  • Freie Produktion
  • 2008/2009
«Eine krudere Mischung aus akademischer Inspiration und dem Gestus akademischen Vatermords, aus Banalitäten als Köder und falschen Spuren von äußerstem Raffinement, Offenlegen der Konstruktion und plump-sinnlichem Übertölpeln der gewarnten Zuschauer durch sinnliche Reize, Repräsentationskritik à la Derrida und ungebremstem Rücksturz in die Figur scheint unvorstellbar. Als szenisches Nachdenken über die uneinholbaren Versprechen der Illusions – und Lügenmaschine Theater ist das kaum zu überbieten.»
FAZ
«Als absolut überzeugende Meta-Autonome polieren der Regisseur Boris Nikitin und sein begnadeter Performer Malte Scholz mit 'F wie Fälschung' das Image eines politischen Ladenhüter-Themas wie 'Medien und Manipulation' auf. Nikitin und Scholz jazzen sämtliche Versatzstücke von der eigenen Biographie bis zur aufgebrezelten Lichtshow derart zum Fake empor, dass zum einen spätestens von der Kopie der Kopie der Kopie plötzlich unschlagbare Authentizitätsanwehungen ausgehen und zum zweiten das biedere Filmnacherzählungs – und Romanbebilderungstheater, dass uns derzeit so massiv von den Stadt – und Staatstheaterbühnen entgegenschlägt, definitiv einpacken kann. Hier fragt zur Abwechslung tatsächlich mal wieder jemand nach dem strukturellen Punkt, der einen Inhalt und ein Medium fürs andere relevant macht.»
Theater heute
«Ein teuflisch-genialer Abend, den der Regisseur Boris Nikitin mit seinem Performer Malte Scholz entwickelt hat und der die Kraft hat, ganze Zuschauerreihen in einen Rauschzustand zu versetzen.»
Tagesanzeiger
«‚F wie Fälschung’ ist das konzentrierte Ergebnis der stark konzeptionell dominierten Tour d´Horizon, die ‚Woyzeck’ noch als Materialhalde war. Mit der ‚Fälschung’ erleben wir von dort aus einen Aufbruch hin zur sowohl intelligenten als auch emphatischen, einer ironischen wie auch authentischen, einer theatral reflektierten wie zeichenhaft reichen Arbeit. Es ist eine echte Entwicklung zu einer spezifischen Theatersprache, die gleichzeitig komplex und verständlich ist. Diesen Aufbruch wollen wir mit dem Impuls des Preises auf viele weitere Wege schicken.»
Laudatio zum Dietmar N. Schmidt-Preis bei Impulse '09

Termine

    • 12. November 2010
      • Theater Neumarkt
    • 10. November 2010
      • Theater Neumarkt
    • 7. September 2010
      • Festival bestOFFStyria, Graz
    • 12. – 14. Februar 2010
      • Mousonturm, Frankfurt
    • 5. Dezember 2009
      • Ringlokschuppen, Mülheim a. Ruhr
      • Festival "Impulse"
    • 4. Dezember 2009
      • Prinz Regent-Theater, Bochum
      • Festival "Impulse"
    • 28. November 2009
      • FFT Düsseldorf
    • 23. Mai 2009
      • i-camp, München
    • 24. – 26. April 2009
      • Mousonturm, Frankfurt
      • Festival "plateaux"

Boris Nikitins Inszenierung und Malte Scholz' Performance beginnen als Kopie von «Woyzeck». Die gleiche Person, das gleiche Kostüm, der gleiche Raum. Alles ist real und nichtreal. Was als konzeptionelle Künstlergeste beginnt, mutiert im Laufe der 70 Minuten zur rauschhaften Fahrt durch den Theatertunnel inklusive faschistoider Propagandarede, Verwischung der Grenzen zwischen Dokumentarischen und Gefälschtem, barockem Wasserspiel und einem heulenden Wasserkocher. Der Zürcher Tagesanzeiger bezeichnet die Aufführung als «Droge». 

«F wie Fälschung» ist Boris Nikitins Diplominszenierung am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft. Wie bei «Woyzeck» ist die Co-Autorschaft mit Malte Scholz eine der tragenden Elemente der Inszenierung. Scholz trägt nicht nur künstlerische Texte bei, sondern auch biografisches Material. Die traumwandelnde, sich fortlaufend transformierende Identität der Bühnenfigur «Malte Scholz», die sie selbst ist und zugleich das Gegenteil, wird zum theatralen Puls des Abends. «F wie Fälschung» ist Nikitins erster Versuch eines Gegenentwurfs zum Modell der dokumenthaften Identität, die in dieser Zeit immer mehr auf deutschsprachigen Theaterbühnen zu sehen ist. «F wie Fälschung» stellt diesem Modell ein Konzept der Potentialität gegenüber, in der der Mensch jeglicher Festlegung und sprachlicher Repräsentation fortlaufend entweicht. Am konsequentesten wird sich diese Verweigerung der Festlegung 2016 bei «Hamlet» einstellen.

Das Stück wird als eine von zehn herausragenden freien Theaterarbeiten der Jahre 2007/2008 zum Festival «Impulse» eingeladen. Ausgezeichnet mit dem Dietmar N. Schmidt-Preis.

Konzept & Regie
Boris Nikitin
Darsteller & Texte
Malte Scholz
Dramaturgie
Kris Merken
Technik
Johanna Seitz