How to win friends & influence people

Martin Luther Propaganda­symposium

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  • Ein deutsches Wochenende
  • Jena
  • 2017

Termine

    • 16. – 18. Juni 2017
      • Theaterhaus Jena

Menschen stellen sich mit ihrem Körper in die Öffentlichkeit. Sie stellen sich hin, stellen sich aus und erheben ihre Stimme. Ihr Verlangen ist jenes nach Teilhabe, nach Sichtbarkeit, nach Wirksamkeit. Sie suchen Veränderung, sei es der radikalen Bruch mit den politischen Verhältnissen oder die Transformation in ihrer eigenen Biografie. Im Wettkampf um die Deutungshoheit über die Wirklichkeit wollen sie eine Rolle spielen.

Anlässlich der Verleihung des Jakob Michael Reinhoid Lenz - Dramatikpreises an Boris Nikitin hat der Regisseur und Autor ein experimentelles Symposium konzipiert, dass zwei Begriffe zusammenbring die vordergründig nicht auf den ersten Blick zusammen gehören: Propaganda und Martin Luther.
Hören wir «Propaganda» denken wir an politische Kampagnen, an die «Manipulation der Massen», an das Produzieren alternativer Fakten oder Wahrheiten. Doch Propaganda kann auch die Veränderung des Individuums sein, dass aus dem Schatten der Geschichte heraustritt und plötzlich für etwas öffentlich einsteht: für eine neue Sicht auf die Welt, für einen Glauben oder für eine bestimmtes Gefühl. So wie Martin Luther, der mit der herrschenden, hegemonialen Fiktion bricht und eine neue erfindet. Wer auftritt und erzählt, macht seine Geschichte teilbar. Wer spricht, verändert die Wirklichkeit.

«Martin Luther Propagandasymposium» ist experimentelles Symposium und künstlerisches Happening zugleich. Eine Collage verschiedener Formen, Geschichten, Gesichter und Körper, die sich zusammen zu einem heterogenen, expressionistischen und deutschen Bild in theatraler Echtzeit zusammensetzt.

Neben Nikitins Kirchenperformance «How to win friends & influence people» zeigt das Kollektiv Markus&Markus mit «Ibsen:Gespenster» eine der radikalsten und zugleich berührendsten Theaterarbeiten der letzten Jahre, die Bilderstürmer Monster Truck beschäftigen sich mit den Reden der AfD, die Autorin und Aktivistin Laura de Weck zeigt eine Lecture Performance zum Thema Selbstdarstellung im Netz, Oliver Zahn und Julian Warner - Shooting Stars der Freien Szene - kommen mit ihrer Lecture Performance «Minstrelsy» nach Jena, Daniel Boyarin, Professor für Talmudic Cultures in Berkeley und Nachfolger von Judith Butler als Inhaber des Stuhls für Rhetorik hält den Eröffnungsvortrag über die Konversion des Judentums nach Luther, der schillernde Historiker David Schmidt analysiert den 17. Juni 2017, Boris Nikitin spricht mit Vera Lengsfeld und dem ehemaligen Neonazi Christian Ernst Weissgerber über politische Konversion, Soundkünstler*in Adolfina Fuck und der Videojockey Wüstenfucks verwandeln Video-Bilder von Transgender-Demos in Beatsund die Evangeliumsgemeinde Jena vollzieht ihre Sonntagsmesse im Theaterhaus.

Sie alle erzählen an diesem Wochenende gemeinsam ein avantgardistisches Gedicht Deutschlands - ohne Anspruch auf Vollständigkeit, schillernd, propagandistisch und auch ein wenig asozial.

Konzept
Boris Nikitin
Produktionsleitung
Caroline Buchartwoski, Birgit Liebold
mit
Daniel Boyarin, Monster Truck, Markus & Markus, Oliver Zahn & Julian Warner, David Schmidt, Laura de Weck, Evangeliumsgemeinde Jena, Vera Lengsfeld, Christian Ernst Weissgerber, Adolfina Fuck & Wüstenfucks u.a.

Eine Produktion von Theaterhaus Jena und Jena Kultur.